Zeig Haut! Warum ich diesen Beitrag schreibe? Ich möchte aufklären. Fragende Blicke meiner Mitmenschen bringen mich immer wieder in die Situation mein Krankheitsbild zu erklären. Ich bin jedenfalls nicht ansteckend. Es sind „nur“ Schuppen. Schuppen, die seit meinem 14. Lebensjahr mein Leben irgendwie verändert haben. Was dahinter steckt? Ich lebe mit einer chronischen Autoimmunerkrankung.
Ich lebe mit Psoriasis(-Arthritis).
Was ist Psoriasis?
Psoriasis ist eine chronische Autoimmunerkrankung die sich durch rote, juckende und schuppende Hautflächen bemerkbar macht. Die betroffenen Hautareale können im Schweregrad variieren: das Spektrum reicht von kleineren, örtlich begrenzten Stellen bis hin zu Erscheinungen am ganzen Körper. Umgangssprachlich nennt man Psoriasis auch Schuppenflechte.
Wie entsteht Schuppenflechte?
Die schuppenden Hautveränderungen entstehen dadurch, dass Hautzellen beschleunigt aus tieferen Hautschichten an die Oberfläche transportiert werden. Dies passiert deshalb, weil eine bestimmte Art von weißen Blutzellen (T-Zellen) bei der Psoriasis übermäßig aktiv ist, was zu einem schnelleren Umsatz von Hautzellen führt. Normalerweise dauert dieser Vorgang bei gesunden Menschen etwa einen Monat, bei Psoriasis-Erkrankten kann sich dies auf wenige Tage verkürzen. Dadurch entstehen Schuppen, also einfach gesagt: Haut, die sich zu schnell erneuert und aufeinander lappt.
Die Flecken sind keineswegs ansteckend oder lebensbedrohlich. Sie werden aber von so starkem Juckreiz begleitet, dass Betroffene meist an psychische Grenzen kommen. Außerdem können sich die Flecken sehr wund anfühlen, was zum Brennen der Haut führt – vor allem, nachdem man sich die Flecken aufgekratzt hat.
Besonders tritt die Psoriasis an Körperstellen auf, an denen die Haut entweder durch Beugen und Strecken häufig gedehnt wird oder andere Beanspruchungen wie Witterung oder Reibung ausgesetzt sind. Die meisten Stellen, die hier reagieren sind: Ellenbogen und Kniescheibe, Fußsohlen und Handinnenflächen, Genitalbereich, Haaransatz und Nacken, Augenhöhlen und Brustwarzen.
Welche Formen der Schuppenflechte gibt es?
Psoriasis gibt es in den verschiedensten Formen. Meist betrifft einem Menschen nur eine einzige Form.
- Plaque-Psoriasis (Psoriasis vulgaris): Die häufigste Form der Schuppenflechte. Sie tritt überwiegend an den bevorzugten Stellen auf: Streckseiten der Arme und Beine, am Kopf, an den Ohren und in der Kreuzbeinregion.
- Psoriasis palmoplantaris: Wenn die Schuppenflechte an den Handflächen oder den Fußsohlen auftritt, spricht man von dieser Art der Schuppenflechte. Auch bei diesen Psoriasis-Formen treten Rötungen und schuppende Plaques auf, die häufig zu schmerzhaften Einrissen in der Haut führen. Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Psoriatiker sind die Handflächen und Fußsohlen betroffen.
- Psoriasis inversa / Psoriasis intertriginosa: Diese Form der Schuppenflechte tritt in Hautfalten wie Gesäßfalte, Achselhöhlen, Leiste oder im Genitalbereich auf. Diese Psoriasis-Formen sind hell- bis dunkelrote weiche Hautveränderungen, die wegen der Feuchtigkeit in den Hautfalten meist keine Schuppen bilden. Die betroffenen Stellen können jucken, schmerzen oder nässen. Bei Frauen kann die Psoriasis inversa auch unter den Brüsten, bei übergewichtigen Patienten auch in der Hautfalte am Bauch auftreten.
- Psoriasis capitis: Bis zu 80 Prozent aller Schuppenflechte-Erkrankten leiden unter rötlichen juckenden und stark schuppenden Plaques auf der behaarten Kopfhaut und an der Haargrenze. Im Gegensatz zu normalen Kopfhautschuppen kann man die Plaques der Psoriasis capitis mit den Fingern fühlen.
- Psoriasis guttata: Die tröpfchenförmige Schuppenflechte ist typisch für das erste Auftreten der Schuppenflechte. Ihren Namen hat sie erhalten, weil die punktförmigen, stecknadelkopfgroßen Flecken wie Wassertropfen auf dem Körper aussehen. Diese Psoriasis-Form tritt häufig bei Kindern und Jugendlichen auf. Aus der Psoriasis guttata kann sich dann eine gewöhnliche Schuppenflechte entwickeln.
- Nagelpsoriasis: Hier ist nicht die Haut betroffen, sondern die Finger- und/oder Fußnägel. Die Veränderungen äußern sich als Tüpfel oder Ölflecken an den Nägeln. Auch gelbliche oder weiße Verfärbungen und verdickte Krümelnägel sind Symptome dieser Psoriasis-Form.
- Psoriasis-Arthritis: Diese Psoriasis-Form geht mit einer Entzündung und Versteifung der Gelenke einher. Am häufigsten sind die Finger- und Zehengelenke betroffen. Die betroffenen Gelenke verdicken sich, schmerzen und werden steif. Viele Patienten haben auch gerade am Morgen starke Anlaufschmerzen in den Knien oder z. B. der Achillessehne.
- Erythrodermische Psoriasis: Bei dieser seltenen Form der Schuppenflechte ist die gesamte Hautoberfläche gerötet und entzündet. Zusätzlich leiden die Betroffenen unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Fieber und geschwollenen Lymphknoten in den Leisten und Achseln.
Wenn du dich jetzt fragst, was ich eigentlich für eine Form habe: Ich habe Psoriasis-Arthritis. Besonders ausgeprägt sind die schuppigen Hautstellen bei mir am Kopf, am Körperstamm (Bauch und Rücken), Händen und in den Intimzonen. Meine Gelenksbeschwerden treten vor allem in meinem linken Knie und meinen Achillessehnen auf.
Meine Geschichte
Die begann, als ich 14 war und sich ein Ekzem am Kopf bildete – zumindest dachte ich das bis dahin. Meine damalige Hautärztin verschrieb mir sämtliche Salben und Bäder, die allerdings damals nichts brachten und die Stelle am Kopf kontinuierlich weiter wuchs. Ich unternahm aber auch nicht wirklich aktiv etwas dagegen.
Als ich 18 war und mich mitten in meiner zweiten Ausbildung befand stand ich damals unter totalen Stress. Dann juckte es plötzlich an meinen Händen. Ich kratzte so lange, bis ich weiße Flecken bekam und schmerzhafte Einrisse an der Haut. Danach wurde von meiner Hautärztin die Verdachtsdiagnose der Schuppenflechte gestellt.
Als ich dann nach Österreich auswanderte suchte ich mir hier eine Hautärztin die sogar eine Biopsie durchführte. Eine Biopsie ist eine kleine lokale Operation, bei der ein Teil der Haut herausgeschnitten und dann ins Labor geschickt wird. Das Ergebnis lag dann eine Woche später vor. Es ist offiziell, ich habe Schuppenflechte.
In den folgenden Monaten wurden dann Salben, Cremes, Shampoos, Tabletten, eine UV-Strahlentherapie und und und an mir ausprobiert. Das half nur leider alles nichts. Ich versuchte es dann auch mit Zellforschung, doch auch das brachte mir nicht wirklich etwas.
Nachdem ich dann einen grandiosen Rheumatologen gefunden hatte, den ich vor allem aufsuchte aufgrund der Schuppenflechte und meinen Gelenkbeschwerden, die immer mehr dazu kamen in Fingern, den Achillessehnen und meinem Knie, stellte er die Diagnose der Psoriasis-Arthritis. Von ihm erhielt ich eine Biologika-Therapie. Die Wirkung zeigte sich dann nach 3 Monaten – ich bin ihm so wahnsinnig dankbar. Also Lothar, wenn du das irgendwann lesen solltest: DANKE!
Was ich aber aus der Zellforschung mitnehmen konnte: Schuppenflechte sind vor allem aktiv, wenn etwas im Inneren des Körpers nicht passt. Das fängt schon bei kleinen Wünschen bis hin zu nicht verarbeiteten Erlebnissen im Unterbewusstsein an. Und so kam auch meine Erkenntnis:
Ich muss Reisen.
Man fragte mich damals, ob ich denn eine Besserung auf Reisen spüren würde. Die Antwort ist JA. In Finnland wurde es mir das erste Mal bewusst, Die salzige Meeresluft, die reine Luft der Natur und diese absolute Ruhe und Stille. All das wirkte sich positiv auf meine Schuppenflechte aus. Ich verspürte in Finnland nur noch selten Juckreiz.
Was für andere ein Kinderwunsch ist, ist für mich das Reisen. Ohne Reisen bin ich ein anderer Mensch, nicht ich selbst und grundsätzlich fast schon depressiv. Mir verschrieb man also eine besondere „Therapie“: Ich solle doch einfach reisen.
Mir ist klar, dass eine chronische Erkrankung nicht geheilt werden kann, aber man kann etwas dafür tun, um die Symptome zu lindern. Mir gibt das Reisen so unglaublich viel, es hilft meinem Krankheitsbild und definitiv auch meiner Psyche.
Ich habe also einen noch viel größeren Grund zu Reisen Ich gebe meiner Psyche Seelenfutter, ich tanke Kraft und finde dadurch immer wieder zu mir selbst. Und geht es meiner Psyche gut, dann auch meiner Haut. Und trotzdem bleibt mir klar:
Schuppenflechte ist nicht heilbar.
Vor allem wichtig für mich: Ich möchte bei Gott kein Mitleid, dafür gibt es weitaus schlimmere Krankheiten. Vielmehr möchte ich aufklären. Denn auch mit einer chronischen Erkrankung ist es möglich zu Reisen und die Welt zu entdecken. Selbst ein Rollstuhlfahrer meisterte den Jakobs-Weg. Wie viele Menschen habe ich schon getroffen, die das Gegenteil behaupten, die es nicht zulassen wollen, glücklich zu sein – obwohl genau das es ist, was der Körper braucht: Zufriedenheit.
Ich möchte diesen Menschen einfach die Welt zeigen. Zeigen, dass auch sie selbst die Welt entdecken können. Es gibt nichts, was einen daran hindern könnte. Gar nichts.
2 Kommentare
Was für ein wundervoller Post liebe Jessi!
Ich finde es wirklich wundervoll wie du darüber redest und damit anderen Mut machst.
Mach weiter so!
Fühl dich gedrückt!
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald,
Anna
Hey Anna!
Vielen lieben Dank für deine netten Worte! Du bist einfach klasse!
Schicke dir einige Küsschen und liebe Grüße in den Schwarzwald. 🙂
Jessica