„Hey, woher kommst du denn eigentlich?“
„Ich komme aus Franken“, ist dann in den meisten Fällen meine Antwort, ohne direkt darüber nachzudenken, wie es jetzt in dem Kopf meines Gegenübers anfängt zu rattern.
Öfter ist mir jetzt schon aufgefallen, dass die meisten Menschen die ich treffe, Franken überhaupt nicht kennen. Deshalb ist es für mich eine Herzensangelegenheit, dir meine Heimat vorzustellen. Los geht’s!
Franken (auch Frankenland) ist eine Region in Deutschland, die zum Bundesland Bayern gehört und die sich im Norden Bayerns befindet. Sie unterteilt sich in drei für sich selbständige Regierungsbezirke: Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. Franken zeichnet sich besonders durch kulturelle und sprachliche Eigenheiten aus. Außerdem heißt es, dass dieser Teil Deutschlands eine sehr hohe Lebensqualität hat.
Geschichtlich gesehen gibt es die Franken schon eine halbe Ewigkeit. Man fand im Übrigen die wohl ältesten menschlichen Überreste aus der Zeit vor 600.000 Jahren in Franken – also aus dem Eiszeitalter. Ob das wohl der erste Franke war? 😀 Die richtigen Franken – die auch häufig in den Geschichten vorkommen – gibt es zumindest seit dem 6. Jahrhundert. So lange gibt es uns also schon und mittlerweile sind wir knapp 5 Millionen!
Unseren gesprochenen Dialekt bezeichnet man als „fränkisch“. Ganz besonders zeichnet uns das „rollende R“ aus.
Unsere liebsten Feste sind Volksfeste und Kirchweihen – die sogenannten „Kärwas“. Sie sind in ganz Franken weit verbreitet und werden mit Traditionen, wie das „Kirchweihbaum-Aufstellen“ zelebriert. Vor allem für unsere Region bekannt ist die Bergkirchweih in Erlangen, das Volksfest in Nürnberg oder der Christkindlesmarkt in Nürnberg – der zu den bekanntesten der Welt zählt.
Unsere Küche ist wohl mit die Beste. Zu ihr gehören regionale Besonderheiten wie Frankens geliebtes Schäufele (Schweineschulter). Die fränkischen Bratwürste kennt wohl auch jeder, ebenso unsere Nürnberger Lebkuchen. Außerdem sind wir die absoluten Bierbrauer. Oberfranken besitzt die höchste Brauereidichte in Deutschland und der ganzen Welt! Zudem sind wir auch noch richtige Weinkenner, denn wir haben ein sehr großes Weinanbaugebiet.
Fakt ist, dass wir von unserer eigenen Kultur so überzeugt sind, dass wir sogar eine eigene inoffizielle Landeshymne haben. Kann man sich wirklich mal anhören – sofern man das versteht. 😉
Warum wir Franken uns selbst so gerne haben? Ganz einfach, wir sind wortfaul, ruhig, haben ein wahnsinnig gutes Speisenangebot zu besten Preisen, die Bierkultur zeichnet sich in Oberfranken besonders aus und nur ein paar Kilometer weiter haben wir die reinste Weinkultur. Wir sind so unterschiedlich und doch gleich, bestellen „3 im Weckla“ und genießen unser „Seidla“, wir haben so viel Geschichte und noch viel mehr Humor, als Außenstehende von uns behaupten könnten.
Wir lieben die Kultur unserer Kärwa’s und unsere Fischfangquote besteht wohl zu 90 % aus Karpfen. Neben den normalen Jahreszeiten führen wir neben der 5ten. – dem Fasching – noch eine 6te.: Unser Christkindlesmarkt. Die fränkische Drogenpolitik äußert sich als „kein Bier vor 4“ und im Biergarten bekommt man zur Bier-Bestellung immer einen „Babberdeggl“.
Und ja, wir mögen zwar mürrisch und stur wirken. Doch das ist einfach unsere Art, das heißt nicht, dass wir unhöflich sind, wir sind einfach gerne „geradeaus“, wir erzählen nicht alles durch die Blume. Wir sind direkte Menschen und haben nicht so das Feingefühl, wie es vielleicht ab und an nötig wäre. Doch wenn du uns einmal kennengelernt hast, dann wirst du uns lieben und uns auch zu schätzen wissen. Wir sind ein Arbeitervolk, wir wissen wie man hart anpackt und wir wissen, was andere an uns haben.
Und um dir unsere Kultur noch etwas näher zu bringen, gibt es sowas wie die 10 Gebote für einen Aufenthalt in Franken:
- Verwende „Grüß Gott“ nicht „Guten Tag“ und „Ade“ statt „Tschüss“!
- Trinke nur regionales Bier in der Öffentlichkeit und bestelle NIEMALS eine Halbe!
- Trinke nur regionalen Wein, aber bestelle auf einem Bockbieranstich niemals Wein!
- Uhrzeiten: 16:15 Uhr = Viertel fünfa, 16:45 Uhr = Dreiviertel fünfa!
- Die Konsonanten „p“, „k“ und „t“ existieren nicht. Typische fränkische Namen sind daher Doomas, Badrigg, Grisdiena!
- Es heißt der Radio, der Gurken, das Limo, der Schoklad!
- Der fränkische Diminutiv endet auf „-la“: Brödla, Gässla!
- In Franken geht man „auf’n Keller“ und nicht „in den Keller“!
- Olbern ist nicht albern, sondern besonders ungeschickt und „bassd scho“ ist gleichstehend für alle Lobeshymnen!
- Bezeichne einen Franken NIEMALS als Bayern!
„Die fränkische Mentalität ist für Fremde ein Mysterium, wobei die Ablehnung der bajuwarischen Selbstherrlichkeit geradezu identitätsstiftend ist. Auf keinen Fall sollte man daher den Fehler begehen, einen Franken als Bayern zu bezeichnen. Die Franken gelten als spröde und verschlossen, ertragen den Lauf der Dinge mit einem Stoizismus grenzenden Gleichmut („bassd scho“). Einzig am sportlichen Schicksal ihres geliebten „Clubs“ nehmen sie leidvoll Anteil.“
Illustriert von Carmen Strzelecki
4 Kommentare
Ich erinnere mich mit Schrecken, aber auch mit Schmunzeln daran, als ich 1982 als Unterfranke bei dem Weltkonzern Siemens in Erlangen zu arbeiten anfing. Manche (nicht alle ) „Preussen“ aus Berlin, Norddeutschland und dem Ruhrgebiet hielten manche ( nicht alle ) Franken für eine Art mundfaule Hinterwäldler mit etwas begrenztem Horizont. Einem jungen Kollegen aus dem Ruhrgebiet, der mich in einem offiziellen Bericht mal niedergemacht hatte, schrieb ich die weithin bekannte Berliner Arbeiterweisheit zurück :
“ Wer nie bei Siemens-Schuckert war,
Bei AEG und Borsig,
Der kennt des Lebens Elend nicht,
Der hat es erst noch vor sich “
Das wirkte, und ich wurde akzeptiert.
Ich habe danach noch viele „Preussen“ als gute Kollegen kennen gelernt und war mit manchen sogar befreundet. Gegen ihre “ Wortgewandtheit “ kam ich allerdings nie an. Meine Muttersprache war ein meefränkischer Dorfdialekt, und Hochdeutsch war meine erste Fremdsprache, als ich in die Schule kam.
Lieber Reinhard, entschuldige die späte Rückmeldung auf deinen Kommentar. Es liest sich wirklich sehr spaßig, was da bei Siemens in Erlangen so abging. Und noch mehr freut es mich, dass manche sogar noch zu behelligen sind ;). Ganz liebe Grüße!
Sehr schön und unterhaltsam erklärt. Lässt meine Konversation mit einem Oberfranken in einem freundlicherem Licht erscheinen. Ich selbst bin Augsburger – auch eine „anspruchsvolle“ Mentalität 🙂
Seien wir mal ehrlich, jeder hat doch so ein bisschen seine Eigenheiten. 😉 Aber freut mich sehr, dass du nun die Franken etwas besser verstehst! 😀