Ein mittelalterliches Flair gesellt sich zu kleinen bunten Gassen, schnuckeligen Cafes und viel Geschichte. Eine Stadt, die wirklich jeden in ihren Bann zieht. Zusammen mit dem Flair der Altstadt und dem Strand an der Ostsee findet man in diesem beschaulichen Städtchen die Gelassenheit und Freundlichkeit der Esten. Tallinn gehört auf jeden Fall zu den Highlights in Estland. Wunderschön und gepflegt sowie am Morgen noch total verschlafen wirkt die Stadt im Nebeldunst des Meeres wie in einem Märchen.
Wenn du also ein Fan vom Mittelalter und toller Architektur bist, den Strand auch ohne Baden nutzen kannst, dann bist du in der kleinen Hauptstadt – Tallinn – absolut richtig! Auch eignet sich die Stadt hervorragend für einen kurzen Städtetrip.
Wissenswertes
Tallinn ist die Hauptstadt von Estland. Gerade einmal mit 430.000 Einwohnern ist Tallinn die weitaus größte Stadt im Land. Die Stadt liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, etwa 80 Kilometer südlich von Helsinki. Der Baustil der Stadt erinnert sehr an das Mittelalter. Es gibt keine Wolkenkratzer, dafür aber sehr viele kleine Gassen, Cafes und Museen. Da Tallinn von Kreuzfahrtschiffen sehr häufig angefahren wird, kann es ab dem späten Vormittag bis zum Nachmittag in der Altstadt sehr voll werden.
Um Tallinn einen Besuch abzustatten sind vor allem die Monate Juni, Juli und August geeignet. Hier knacken die Thermometer häufig die 20 Grad-Marke. Aber auch Mai und September sind noch mild genug um die Stadt zu besichtigen. Gerade auch, weil hier die Hochsaison der Kreuzfahrtschiffe schon fast vorbei ist. In den anderen Monaten wird es eher kühl, denn häufig wehen hier Eiswinde aus Russland und dem Meer über die Stadt.
Tallinn erleben
Was die Altstadt kann ist pure Romantik. Kleine Gassen, kleine Cafés und ein wunderschöner Rathausplatz – den menschenleer zu erwischen ist wahrscheinlich kaum möglich, hier herrscht immer reger Trubel, auch finden hier regelmäßig Märkte so wie Veranstaltungen statt. Auf dem Domberg erwarten einen zwei Aussichtspunkte: “Kohtuotsa” mit dem Blick nach Osten und der “Piiskopi” mit dem Blick nach Westen. Wie ich später erfahren habe kann man auch in die Olaikirche gehen, dort kann man dann die steile Treppe zum Kirchturm hinaufsteigen. Da ich schon gut bedient war, sparte ich mir die 3 EUR Eintritt dafür. Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass man von dort oben mit einem super schönen Blick auf die Altstadt und den Kreuzfahrthafen belohnt wird.
Kirchen gibt es in Tallinn wirklich sehr viele. Die Alexander-Newski-Kathedrale steht auf dem Domberg zwischen dem estnischen Parlament und dem Sitz des deutschen Botschafters. Der Baustil ist sehr an Russland geknüpft, da die Kirche gebaut wurde, als Estland noch zur russischen Regierung gehörte. Sie ist reich geschmückt und hat 11 Glocken, die in Sankt Petersburg gegossen wurden. Die größte Glocke wiegt im Übrigen 16 Tonnen! Ein wirklich absolut atemberaubendes Gebäude.
„Local-Food“ war das Stichwort. Meist findet man solche Stände ja eher auf Street-Food-Märkten oder in Markthallen. Mein knurrender Magen brachte mich dann zum Balti Jaama Turg, eine große Markthalle mit Allem was das Herz begehrt. Der Markt liegt direkt neben dem Hauptbahnhof von Tallinn (Balti Jaam) und befindet sich in einer neu sanierten Markthalle. Im oberen Stockwerk findet man Souvenir-Shops und Kleidung. Mich zog es aber zu den Essensständen. Hier wird allerlei Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst verkauft. Außerdem fand ich auch Stände, die bereits gekochtes Essen anbieten: Suppen, veganes Essen, Kuchen und Torten sowie anderes Fastfood wie Thai- oder Indisch-Curry, etc. Ich war bei „Veg Machine“ essen. Hier gibts vegane Burger und Wraps. Beides kann ich einem nur wärmstens ans Herz legen!
Weiter nördlich von der Markthalle befindet sich das Stadtviertel Kalamaja. Hier findet man vor allem viele Holzhäuser, die noch dazu knall bunt sind. Scheinbar gehört das Viertel heute zu den beliebtesten Wohnvierteln, da es zu den am raschesten wachsenden Teil gehört und viele kreative Menschen dort leben. Telliskivi steht hierbei für das Herz Kalamajas. Dort findest du zahlreiche Restaurants, Theater und eine Einkaufsstraße in einer ehemaligen Fabrikhalle. Wenn man durch das ganze Viertel läuft, steht man am anderen Ende an der Ostsee.
In Tallinn sollte man unbedingt einen – eher traurigen – Ort ansehen. Ein Gefängnis, das in Estland quasi Geschichte schrieb. Dieser Ort liegt im Stadtteil Kalamaja und wird zu Recht das “verlassene Gefängnis des Schreckens” (Patarei-Gefängnis) genannt. Hier kann man Einblick nehmen in die dunkle Geschichte der ehemaligen Sowjetunion. Über 80 Jahre galt das Gefängnis als das schrecklichste in ganz Estland. Menschen wurden dort wie Vieh gehalten, gefoltert und kamen gar ums Leben. Es gibt kaum dokumentierte Zahlen, höchstens Dunkelziffern. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gefängnis als Arbeits- und Konzentrationslager genutzt, von den Russen eingenommen und für Kriegsgefangene wieder in Betrieb genommen. Die Stilllegung erfolgte erst 2002. Die letzten Gefangenen, die hier entlassen wurden, lebten noch unter unmenschlichen Bedingungen und ohne Tageslicht. Definitiv ein Ort, bei dem mir die Haare am ganzen Körper stehen.
Der Zufall brachte mich zur Linnahall. Die Stadthalle von Tallinn diente der estnischen Hauptstadt lange Zeit als Multifunktionshalle. Fertig gestellt wurde sie für die Olympischen Sommerspiele 1980, da hier die Segelwettbewerbe stattfanden. Neben einem großen Saal mit knapp 6000 Sitzplätzen gibt es hier auch eine Eissporthalle, in der die Tallinn Stars (Eishockeyclub) die Heimspiele bis zur Auflösung 2009 austrugen. Heute verfällt das Bauwerk zunehmend und dient scheinbar für Graffiti-Kunst und als Fotomotiv. Allerdings konnte ich hier einen schönen Abend an der Ostseeküste verbringen. Es war auf jeden Fall sehr entspannend und ruhig am Strand.
Anreise nach Tallinn
Wenn man mit dem Flugzeug anreist, landet man höchstwahrscheinlich am Flughafen von Tallinn, der Hauptknotenpunkt. Bis ins Zentrum von Tallinn sind es nur kurze 4 km und mit dem Auto ca. 10 Minuten Fahrt.
Wenn man nicht gerade jeden Cent umdrehen muss, dann lohnt sich eine Taxifahrt: Die kostet auf keinen Fall mehr als 10 EUR und man kommt wirklich bequem und direkt an seinem Ziel an.
Selbstverständlich kommt man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Tallinn, am besten nimmt man einfach den Linienbus. Der Bus mit der Nummer 2 fährt ab der Bushaltestelle 1 vor dem Terminal ab. Die Fahrt dauert ca. 15 Minuten und ein Ticket kostet beim Busfahrer 2 EUR. Man kann vorab ein Ticket an den R-Kiosks lösen, dann zahlt man nur knapp die Hälfte – also Sparfüche lieben diesen Trick. 😀
In Tallinn gibt es einen Haupthafen. Hier kommen Fähren und Kreuzfahrtschiffe regelmäßig vorbei. Die Entfernung ins Zentrum beträgt hier nur knapp 800 Meter, perfekt um direkt einen kleinen Spaziergang zu unternehmen.
Selbstverständlich kann man auch ein Taxi nehmen, das kostet dann gerade einmal ca. 5 EUR.
Der Hafen bietet aber noch viel mehr Möglichkeiten:
Die Buslinie 2 fährt die Strecke: Hafen – Zentrum – Flughafen und kostet ca. 2 EUR
Es gibt einen kostenlosen Shuttle-Bus zum Stadtzentrum nach der Ankunft mit dem Schiff, Es gibt aber beschränkte Fahrzeiten:
- 1. Januar – 17. Juni und 15. August – 31. Dezember um 14:20 Uhr und 14:40 Uhr
- 18. Juni – 14. August um 13:30 Uhr, 13:50 Uhr, 14:15 Uhr und 14:35 Uhr
An der City-Sightseeing-Bushaltestelle vor dem Terminal A sind die Straßenbahnlinien 1 und 2 angeknüpft.
Fortbewegung in Tallinn
Tallinn kann man super gut zu Fuß erkunden. Die Stadt ist wirklich nicht groß und ich kann eigentlich auch keine andere Fortbewegung empfehlen.
Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten.
Das öffentliche Verkehrsnetz in Tallinn nutzt 3 verschiedene Arten von Fahrscheinen. Die sind davon abhängig, wie lange man hier bleibt bzw. was man unternehmen möchte.
Tallinn Card
Die Karte gilt als Fahrschein und erlaubt einem, unbegrenzt das öffentliche Verkehrsnetz zu benutzen – bis die Karte natürlich abläuft.
Die Tallinn-Card beinhaltet
- freien Eintritt in Museen und Sehenswürdigkeiten
- eine kostenlose Stadtrundfahrt deiner Wahl
Papierticket
Ein Papierticket kauft man hier eigentlich nur beim Busfahrer direkt. Das Ticket kostet ca. 2 EUR – das muss im Übrigen exakt gezahlt werden – und ist nur für die jeweilige Fahrt mit dem betreffenden Verkehrsmittel gültig.
Smartcard
Die „grüne“ Karte der Stadt. – Sie besteht allerdings aus Plastik, wird aber später wieder zurückgegeben und recycelt. Jedenfalls ist die Karte für das elektronische System geeignet. An jedem R-Kiosk, Postamt oder beim Kundenservice der Stadtregierung kann man die Karte für 2 EUR Pfand kaufen. Die Karte kann man dann dort mit dem benötigten Guthaben aufladen. Ab der ersten Validierung hat man dann 6 Monate Zeit die 2 EUR Pfand zurückerstattet zu bekommen.
Rückerstattungen gibt es beim
- Serviceschalter der Stadtverwaltung Tallinn
- Informationsschalter im Busbahnhof
- R-Kiosk am Flughafen Tallinn, am Bahnhof und am Hafen
Die Smartcard-Preise sind folgende (Stand 2021):
- Ticket für 1 Stunde 1,50 EUR
- 24h-Ticket 4,50 EUR
- 72 h Ticket 7,50 EUR
- 120 h Ticket 9,00 EUR
- 30 Tage Ticket 30,00 EUR
Das System ist zum Glück so intelligent, dass bei Benutzung die Karte überwacht wird und automatisch den kostengünstigsten Preis angibt.
Unterkunft und meine Restaurant-Tipps
Unterkunft
In Tallinn ist es eigentlich keine Kunst, kostengünstig zu übernachten. Vielmehr stellt sich die Frage, wie günstig man es möchte.
Ich übernachtete im Tallinn – Rixwell Old Town Hotel und fand hier ein super Preis-/Leistungsverhältnis mit bester Anbindung an die Stadt, denn das Hotel wurde direkt in die Stadtmauer gebaut. Perfekter Ausgangspunkt also. Entgegen der vielen negativen Bewertungen im Internet war ich absolut zufrieden. Das Zimmer war zwar sehr klein aber es war alles sauber und zweckmäßig. Im Preis ist außerdem das Frühstücksbuffet inbegriffen. Ebenfalls klein aber für jeden etwas dabei.
Kosten: ca. 46 EUR/Nacht
Lage: Lai 49, 10133 Tallinn
Hier buchen: Rixwell Old Town Hotel *
Meine Restaurant-Tipps für Tallinn
In der kleinen Stadt begrenzte ich meine Auswahl der Restaurants auf die Altstadt.
- Balti Jaama Turg – Eine Markthalle direkt am Hauptbahnhof. Für Localfood und Streetfood die beste Adresse der Stadt.
- Texas Honky Tonk & Cantina – ein wundervoll authentisches texanisches Restaurant. Die gemischte Platte ist absolut zu empfehlen.
- Peppersack – ein Lokal in dem du das typische deftige Essen der Esten kennenlernst. Die Spezialität ist die Schweinshaxe.
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