Im hohen Norden Finnlands, direkt am Polarkreis gelegen, versteckt sich wohl das berühmteste Dorf, wenn es um Weihnachten geht. Das Santa Claus Village. Wohl auch mein mit Abstand teuerster Aufenthalt in Finnland.
Ich freute mich auf diesen Besuch schon lange bevor ich die Reise überhaupt geplant hatte. Den Weihnachtsmann zu besuchen war ein kleiner Kindheitstraum und deshalb auch Teil meiner Bucket List. Also legte ich hier einen kurzen Stopp für 2 Nächte ein.
Wissenswertes
Tourismus am Polarkreis gab es nicht immer.
Rovaniemi und Lappland waren die ersten Nachkriegs-Hilfsprojekte der UNICEF-Vorgängerorganisation UNRA. Zu dieser Organisation gehörte damals die Frau des amerikanischen Präsidenten, Eleanor Roosevelt. Sie wollte persönlich hautnah Einblicke zum Wiederaufbau erleben und reiste spontan nach Rovaniemi. Für diesen Besuch sollte es etwas Besonderes werden. Da der Besuch aber spontan angekündigt wurde, blieb den Einwohnern Lapplands nicht viel Zeit, einen geeigneten Ort für die Begrüßungszeremonie zu finden. Der damalige Landeshauptmann und seine Unterstützer schafften es dann, ein Grundstück zu beschaffen. Es lag direkt am Polarkreis. Hier sollte also die Zeremonie stattfinden.
Fun-Fact: Es wurde früher bereits auf der geschenkten Parzelle ein Merkpfahl für Reisende aufgestellt. Doch weder dieser Pfahl noch die Parzelle selbst wurden auf wissenschaftlichen Vermessungen platziert. Somit stellte sich heraus, dass alles eigentlich 108 Meter zu südlich gebaut wurde.
15 Jahre nach der Zeremonie erfreute sich die Polarhütte (die auf dieser Parzelle gebaut wurde) immer mehr Beliebtheit, weshalb die Hütte bald erweitert werden musste. Kurz danach folgte der Startschuss für den Weihnachtsmann, der entschloss, genau dort eine Begegnungsstätte zu schaffen. So erzählt man es sich, denn der bis dahin unbekannte Wohnort des Weihnachtsmanns am Korvatunturi Fjäll konnte bald nicht mehr geheim gehalten werden. So baute man also Hütte an Hütte und ein kleines Dorf entstand.
Heutzutage ist das Weihnachtsmanndorf eines der touristischsten Reiseziele in Lappland. Von Jahr zu Jahr kommen immer mehr Besucher und auch die Dienstleistungsangebote wachsen hier stetig.
Den Zauber der Weihnacht erleben
Das Dorf ist mit Liebe zum Detail angelegt und versprüht sowohl im Sommer als auch im Winter irgendwie etwas Magisches. Im Dorf selbst findet man viele Werkstätten, das weihnachtliche Postamt, das Büro des Weihnachtsmannes, das Christmas House mit Souvenirläden, Weihnachtsausstellungen und Restaurants, das Haupthaus mit Rezeption, eine Huskyfarm, eine Rentierfarm und natürlich das Village mit seinen kleinen Blockhäusern in denen die Besucher übernachten.
Es ist der ideale Ort, um den Weihnachtsmann zu begegnen, festliche Souvenirs zu kaufen oder die Weihnachtspost mit einem Polarkreis-Stempel zu versenden. Das Santa Claus Village bringt also jeden Weihnachtsmuffel in Stimmung.
Ein Besuch im Dorf ist im Übrigen kostenlos. Einzig die zusätzlichen Aktivitäten vor Ort kosten Geld, wie z. B. im Winter eine Schlittentour mit Huskys oder Rentieren, eine Fahrt mit einem Schneemobil, Essen in Restaurants oder das Übernachten im Village.
Ich habe mich – bei den kostenpflichtigen Dingen – nur für die kleine Rentierfarm entschieden. Ich wollte den süßen Tieren einfach näher kommen als in der Natur.
Hier natürlich die Info für unsere „ich halte nichts von Käfighaltung-Menschen“: Die Tiere, die hier leben, leben in der Nebensaison auf riesigen Weiden und knapp 80 % sind Rentiere, die in der Wildnis nicht überlebt hätten, da sie krank/verletzt sind/waren oder sich einfach nicht selbständig zurecht finden können. In diesem Gehege gab es auch ein gerade einmal 4 Monate altes Baby. Es wurde von der Mutter verstoßen und wird hier nun mit der Flasche aufgezogen. Ein tolles Projekt, was ich auch gerne unterstütze und sie sind einfach so niedlich!
Der Besuch beim Weihnachtsmann ist jedenfalls kostenlos. Nur wer hierfür ein Andenken (Foto oder Video) mitnehmen möchte, bezahlt. Interessiert dich mein Besuch beim Weihnachtsmann? Dann lies hier weiter → LESEN
Anreise
In das Weihnachtsmanndorf kommt man eigentlich ganz leicht, da es an einer Hauptverkehrsstraße liegt.
Üblich ist es, mit dem Flugzeug von Helsinki nach Rovaniemi zu fliegen. Hier gibt es auch relativ billige Flüge.
Ein Flug kostet zwischen 40 – 250 EUR.
- Finnair fliegt mehrmals täglich die Route Helsinki-Vantaa nach Rovaniemi und zurück.
- Norwegian fliegt 2 – 3 x täglich die Route Helsinki-Vantaa nach Rovaniemi und zurück.
Am Flughafen gibt es dann einen Abschnitt für das Santa-Claus-Village. Hier kommt ein Shuttlebus des Dorfes und bringt einen direkt in das Dorf und auch wieder zurück. Übernachtungsgäste zahlen hierfür nichts.
Du kommst an den Polarkreis aber auch mit dem Zug. Der Weg ist nur etwas beschwerlicher.
Vom Busbahnhof Vantaa (Helsinki) steigst du in den Zug Richtung Rovaniemi. Von dort fährt ein Bus (Bus Station 3) dann die restlichen 7 km.
Wenn man auf Rundreise in Finnland ist, kommt man natürlich auch gut mit dem Auto in das Dorf, denn es liegt direkt an der E4 (Europäische Straße E75), rund 7 km nördlich von Rovaniemi.
Unterkunft- und meine Restauranttipps
Das Weihnachtsmanndorf bietet unterschiedliche Arten zu übernachten. Jedoch variiert hier der Preis sehr stark. Kostet ein Blockhaus im Village gerade einmal 90 EUR/Nacht, zahlt man für das Arctic Treehouse Hotel gut und gerne 600 EUR/Nacht in der Hauptsaison.
Unterkünfte
- Santa Claus Holiday Village *: Blockhäuser die wie in einem kleinen Dorf aufgestellt wurden. Dort gibt es dann ein großes Zimmer mit Bett, Küche und Esstisch sowie ein Sofa und ein Fernseher. Außerdem natürlich ein großes Bad mit eigener Sauna.
- Santa’s Igloos Arctic Circle *: 71 luxuriöse Glas-Iglus befinden sich ebenfalls im Weihnachtsmanndorf. Hier findet sich die normale Einrichtung, nur gehobener. Außerdem sind alle Iglus glasüberdacht, weshalb man hier einen sehr guten Blick auf die wechselnde Natur Lapplands hat.
- Apukka Resort / Aurora Zentrum *: Das Resort liegt etwas außerhalb vom Village und bietet sowohl traditionelle als auch besondere Unterkünfte an. Es gibt Eishütten, die an den Decken glasverdacht sind und sogar einen Aurora-Wohnwagen für ganz besondere Erlebnisse.
- Waldhaus am Polarkreis *: Die „Arctic Circle Wilderness Lodge“ liegt etwas außerhalb vom Village direkt am Fluss Raudanjoki. Hier bekommt man ein ganzes Haus komplett ausgestattet mit schönem skandinavischem Stil. Direkt vor den Häusern kann man die Nordlichter sehen, da die Umgebung relativ dunkel ist.
- Snowman World Glass Resort *: Hier gibt es luxuriöse gläserne Apartments im skandinavischem Stil und Kunsthandwerk dekoriert. Durch die großen Fenster und das Glasdach erhält man einen uneingeschränkten Blick gen Himmel, wenn die Nordlichter anfangen zu tanzen. Die Apartments sehen eigentlich aus wie die Glas-Iglus, bieten aber mehr Luxus, denn jedes Apartment hat hier seinen eigenen privaten Außen-Whirlpool sowie eine Sauna.
- Arctic Treehouse Hotel *: Kleine Baumhäuser die sehr luxuriös eingerichtet sind und die Front des Hauses komplett verglast ist. Man kann hier ebenfalls perfekt die Nordlichter besichtigen.
Meine Restaurant-Tipps
Im gesamten Village gibt es ganze 10 Restaurants. Zwischen finnländisch, lappländisch, asiatisch, italienisch und regionale Spezialitäten kann man hier wählen – hier finden also auch Vegetarier, Veganer und auch „Rentierfleisch-Nichtmöger“ etwas.
- Restaurant & Cafe im Christmas House – das meist besuchte Restaurant, da man hier auch Mittags essen kann, es direkt im Dorf liegt und keine Reservierungen notwendig sind.
- Kotahovi Lapland Restaurant – Hier können Gruppen bis zu 50 Personen in einer richtigen Holzhütte typische lappländische Köstlichkeiten genießen.
- Restaurant Nova Skyland – Delikatessen zwischen lappländischer und asiatischer Küche.
- Restaurant-Bar Rakas – Panoramarestaurant mit lappländischen Speisen in modernem Touch.
- Reindeer Pizzeria Sirmakko – Premium Pizzas vegetarisch oder mit Rentierfleisch aus eigener Zucht. Auch Salami & Co. gibt es hier.
- Restaurant Ensilumi – süß-herzhafte Speisen im Lappland – Street Food – Style
- Restaurant „Waldgut Metsäkartano“ – Hier gibt es traditionelles Essen auf Vorbestellung für Gruppen
- Shell HelmiSimpukka Napapiiri – Ein Restaurant das typische finnländische Gerichte anbietet.
- Eisrestaurant und Eisbar / Snowman World – Das einzige Eisrestaurant der ganzen Welt und das direkt am Polarkreis. Hier gibt es lappländische Zutaten mit Eisskulpturen und architektonische Details
- Restaurant & Lobby Bar Three Elves – Im Hauptgebäude, wo auch die Rezeption zu finden ist. Hier gibt es allerlei kulinarische Erlebnisse mit lappländischen Zutaten.
Aurora Borealis
Oder besser gesagt: Die Nordlichter! Wissenschaftlich nennt man sie auf der Nordhalbkugel Aurora Borealis und auf der Südhalbkugel Aurora Australis. – Aber genug Wissenschaft. Hier kommt der Zaubermoment!
Ich verbrachte bereits eine Woche in finnisch Lappland. Ich war sogar 300 km über dem Polarkreis, fast am nördlichsten Punkt in Finnland. Zwar in der Nebensaison, trotzdem: Laut Radar war die Wahrscheinlichkeit jeden Abend hoch!
Ich verfolgte das Nordlicht-Radar auf sicher 5 Seiten und war jede Nacht wach um alle 5 Minuten aus dem Haus zu rennen. Was ich sah waren allerdings nur Wolken, Regen und Schnee. Ich fragte mich schon, ob irgendjemand etwas gegen mich hat, um mir in den 9 Nächten im Norden nicht einmal die Chance zu geben, die Nordlichter zu sehen. Es blieb mir nur noch eine Nacht und ich fing langsam an zu schwitzen (bei – 5 Grad Außentemperatur) weil ich schon Angst hatte, ich verpasse sie.
Doch dann, am letzten Abend: Ich war bereit, meine Kamera war es, ich stand in der nordischen Kälte, mitten in der Nacht. Ich drückte den Auslöser und dann waren sie da.
AURORA BOREALIS
– du Wunderschöne –
Und mal ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es auf einem Bild die Nordlichter und eine Sternschnuppe zu fotografieren?
Unbezahlbare Momente!
Ob ich wieder kommen würde? Die Frage stellt sich für mich eigentlich überhaupt nicht. Ich bin eine absolute Närrin wenn es um Legenden und Sagen geht. Der Besuch beim Weihnachtsmann hat für mich viel Bedeutung. Ich liebe es, alte Kindheitsträume zu erfüllen. Außerdem würde ich das Dorf gerne einmal im tiefsten finnischen Winter sehen, wenn der Schnee meterhoch über dem Gelände liegt und ich meine erste Schlittentour machen kann.
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